Lungau: Im Herzen Österreichs

Eine spätwinterliche Entdeckungsreise
© Tourismus Salzburg - Lungau
Die gänzlich unverbaute Longa mäandert kilometerlang durch das wunderschöne Weiß-briachtal. Die Kelten, die hier bereits 500 Jahre vor der Zeitenwende ihre Siedlungen errichteten, haben dem eigenartig gewundenen Fluss den Namen Lonkina gegeben, „die Gekrümmte“. Aus dem Lonkina wurde Lonka oder Longa und schlussendlich „der Lungau“ in Salzburg, der das Ziel unserer österlichen Reise ist.
Nach Ende des Bergbaues um 1880 war der Lungau durch seine Abgeschiedenheit die ärmste Region Salzburgs. Heute ist das anders, denn die Landschaft lockt im Sommer wie im Winter Touristen an. Warum diese so gern kommen, wollte die Redaktion der Camping Revue wissen und hat die Probe aufs Exempel gemacht.

 

UNESCO-Biosphärenpark „Salzburger Lungau“


Früher hörte man häufig, der Salzburger Lungau sei unmodern, bodenständig und ein wenig altmodisch. Heute weiß man: Das ist absolut im Trend. Es ist, was immer mehr Menschen suchen. Sowohl für den Sommer- als auch Winterurlaub in den Bergen bietet der Lungau die perfekte Infrastruktur. Ein weites, offenes Haupttal mit viel Sonne und mit stillen Seitentälern ohne Durchzugsverkehr, die zum Entdecken und Entspannen einladen. Der Lungau ist als südlichste Ferienregion des Salzburger Landes auch eine der sonnenreichsten Gegenden in ganz Österreich.

Unser Basislager haben wir am Campingplatz in Mauterndorf aufgeschlagen. Rund um Ostern können Wetter und Temperaturen launenhaft sein und somit benötigt man eigentlich von der Skibekleidung über lange und kurze Wanderkleidung bis zur Badehose alles mit. Natürlich sind auch die Fahrräder mit dabei, und wir nützen den ersten warmen Frühlingstag, um angenehm flach im Tal ein Teilstück des Murradweges abzufahren. Während auf den Bergen noch reger Skibetrieb herrscht, ist es im Tal frühlingshaft. Aber auch hier müssen wir manchmal noch letzte Schneereste umfahren.

Ein Radweg führt uns meist entlang des Wassers durch Felder und Wiesen und an Schlössern und Burgen vorbei. Auf den Felsen bei der Burg Finstergrün in Ramingstein nehmen wir gar ein Sonnenbad. Ramingstein ist einer der 15 Orte des Lungaus, aber der einzige, der unter 1.000 Meter Seehöhe liegt. An diesem Tag ist der Weg das Ziel, denn egal wie weit wir kommen, die nostalgische Murtalbahn wird uns samt unserer Drahtesel wieder zu unserem Ausgangspunkt zurück bringen. Einzig den Fahrplan mit der letzten Fahrt müssen wir im Auge behalten. Wir radeln bis Stadl an der Mur und genießen die Rückfahrt mit der Bahn und den schönen Ausblicken während der Fahrt. Die paar Kilometer bis zum Campingplatz strampeln wir dann noch auf dem Rad. Abends wird es schnell kalt. Der Lungau gilt ja als der Kältepol Österreichs. Aber am Campingplatz gibt es ja zum Glück eine Sauna, die wir später auch gerne nutzen. Insgesamt gibt es im Lungau 500 Kilometer Mountainbike-Touren und Familienradwege über Berg und Tal.

Wandern in der Vorsaison


Tags darauf packen wir aber die Wanderschuhe aus und marschieren ins Weißbriachtal. Es ist einsam hier, denn die Wandersaison beginnt erst nach der Schneeschmelze. Weil wir ja möglichst viel von der Umgebung kennenlernen wollen, fahren wir am Nachmittag mit dem Auto ins Göriachtal. Bei einem Bauernhof decken wir uns mit einer Lungauer Spezialität, den sogenannten Eachtlingen, ein. So nennen die Einheimischen die Erdäpfel. Diese sind besonders wertvoll und schmackhaft, da sie in einer Höhenlage von rund 1.000 Metern langsamer wachsen und beste Voraussetzungen an Klima und Böden vorfinden. Im Lungau gibt es sehr viele Bio-Bauernhöfe, die unter anderem den Tauernroggen, eine alte Winterroggensorte, wieder kultivieren.

Die Gegend bietet unzählige Familienwanderungen sowie ausgewachsene Bergtouren. Wir lassen uns den Prebersee nicht entgehen. Während wir im Schnee um den malerischen Moorsee wandern, starten dort Skitourengeher auf den 2.740 Meter hohen Preber. Schon Walt Disney war fasziniert vom Preberschießen. Dieser sagenumwobene See birgt viele Geheimnisse, unter anderem die Zusammensetzung seiner Wasseroberfläche, welche das Preberschießen erst möglich macht. Bei diesem einzigartigen Scheibenschießen wird nämlich nicht direkt auf die Scheibe gezielt, sondern auf deren Spiegelbild im Wasser. Durch die Dichte des Seewassers prallt die Kugel ab und trifft die am Festland aufgestellte Scheibe. Das Preberschießen findet alljährlich am letzten Augustwochenende statt. Im Jahr 1957 hat sich sogar Walt Disney für das mysteriöse Preberschießen interessiert und wollte den See in Florida für Disney World nachbauen. Dies gelang jedoch nicht, denn keiner kann den Prebersee im Salzburger Lungau nachmachen, mit Ausnahme der Natur selbst.

Gleich nebenan: Skifahren


Heute wollen wir Skifahren. Direkt neben dem Campingplatz, ein paar Schritte zu Fuß entfernt, startet die Gondelbahn in die Skischaukel Grosseck-Speiereck. Die Lungauer haben reichlich Platz und jede Menge Schnee. Die Skigebiete Katschberg, Grosseck-Speiereck, Fanningberg und auch Obertauern locken mit 300 schneesicheren Pistenkilometern. Dazu verteilen sich auf den weiten Talböden gut 150 Loipenkilometer für Langläufer und unzählige Skitouren-Routen in den idyllischen Seitentälern. Während hoch oben noch tiefer Winter herrscht, bietet sich bei den Talabfahrten ein skurriles Bild, eine Mischung von Winter und Frühling. Ein weißes Schneeband zieht sich durch die frühlingshafte Almlandschaft. Wir sind mit Skikleidung und Helm unterwegs, und daneben auf den Bauernhöfen erfreuen sich die Rinder und Hühner an den ersten Frühlingsboten. Weil es mit dem gratis Skibus gar so unkompliziert ist, fahren wir am nächsten Tag nach Obertauern und genießen einen weiteren schönen Skitag. 

In Schönfeld im Thomatal scheint ein wenig die Zeit stehen geblieben zu sein. Es ist der krasse Gegensatz zum Vortag in Obertauern. Große Liftanlagen und Après-Ski-Zirkus sucht man auch außerhalb von Pandemiezeiten vergeblich. Schönfeld ist abseits des Massentourismus – ein wahres Kleinod. Keine großen Gondelbahnen warten, sondern zwei Schlepplifte und traumhafte Langlaufloipen sorgen für romantisches Winter-Gefühl. Hier ist es besonders schneesicher, denn bereits der Ausgangspunkt für die Skitour oder die Langlaufloipen befinden sich auf 1.730 Meter Seehöhe. Im Sommer wandert man von hier aus in die Nockberge oder unternimmt Mountainbiketouren. Wir schnappen unsere Tourenski und besteigen die runden Kuppen der Nockberge.
 

Guter Grund für einen Besuch auch im Sommer


Am Rückweg kommen wir am Montanmuseum in Bundschuh vorbei. Bis ins 16. Jahrhundert reicht der Bergbau und die Verhüttung in der Region zurück. In Schönfeld gab es reichliche Erzvorkommen, die mit Ochsenkarren ins zehn Kilometer talabwärts gelegene Bundschuh zur Weiterverarbeitung transportiert wurden. Die Hochofenanlage stammt aus dem Jahr 1862 und war damals eine der modernsten Anlagen im Land Salzburg. In unserer abwechslungsreichen Woche im Herzen Österreichs, haben wir praktisch die Vorräte für alle Jahreszeiten aus dem Koffer benötigt, bloß die Badehose blieb dieses Mal unbenutzt. Ein guter Grund also, um im Sommer wieder in den Lungau zu kommen.
INFOS
Tourismusinformation
Camping Mauterndorf
Camping Tamsweg
Camping St. Michael/Lungau
Camping Peterbauernhof

www.peterbauernhof.at 

Autor: Anton Sima
Fotos: Anton Sima,  Tourismus Salzburg - Lungau

Ein Artikel aus der Camping Revue 1/2022.
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